Nur dreissig Autobahnminuten von Wien entfernt liegt der grösste österreichische See, der Neusieldersee, eingebettet im jüngsten Bundesland Österreichs, dem Burgenland. Berühmt für seine hervorragenden Weine, sein Klima und seine pannonischen Spezialitäten, hat es sich längst zum Geheimtipp der Szene gemausert, denn an lauen Sommertagen werden die Strände und Badehütten im undurchsichtigen Schilfgürtel rund um den Binnensee von sonnenhungrigen Städtern belagert.


Platz genug gibt's hier allemal und mit dem heranbrechenden Abend stellt sich die Qual der Wahl in welches Lokal. Von Spitzengastronomen bis zu einfachen Weinschenken, so ist für jeden Gusto und jedes Geldbörsel etwas dabei. Im Schatten einer Laube in den Weinbergen Zuflucht vor der grellen Sommersonne zu finden, mit Blick über die weite Ebene und das unendlich flirrende Blau des Himmels. An der Seeoberfläche wo sich die Strahlen der Sonne brechen und in abertausend glitzernden Kristallen widerspiegelt werden, durchschnitten von den weissen Dreiecken der kleinen Segelboote, die in einer frischen Brise kühn über das Wasser tanzen. Abgekühlt mit einem erfrischenden „Gspritzten" und einer zünftigen Jaus‘n am Tisch, lässt sichs schon ertragen, während die alltäglichen Stresshormone auf Pause schalten.


Der beliebten Ausflugsziele gibt es viele. Parndorf ist das nächstgelegene „Shoppingmekka" eines Designeroutlets gleich an der Autobahnausfahrt. Wer gerne mit dem Auto bummelt und die wunderbare hügelige Gegend geniesst, verlässt in Schwechat die Autobahn und hantelt sich über Bruck an der Leitha, dem Leithagebirge und den kleinen Strassendörfern an der B15 in Richtung des Wein- und Kulinarik-eldorados.


Auch die Strecke über die A2 (Südausfahrt) und der nachfolgenden A3 nach Eisenstadt hat seinen eigenen Reiz. Die vom See durch einen Schilfgürtel getrennten Weindörfer heissen willkommen mit ihren schmucken, aufgemotzten Häuschen umgeben von Oleander und Lauben bedeckt mit wildem Wein.

Am Westufer liegt Rust, das durch die Fersehnovela „Der Winzerkönig" bekannt wurde und nun in unseren Wohnzimmern über den Bildschirm flimmert. Bei einem Spaziergang am Seeufer kann man das Ruster Wahrzeichen, den Storch, en tout nature klappern sehen und hören. In Donnerskirchen und Jois geht es etwas gemütlicher und weniger pompös zu, und in Sankt Margareten und Mörbisch finden alljährlich die berühmten Opern - und Operettenfestspiele statt.


Die östlichste Bezirkshauptstadt, Neusiedl, ist mittlerweile zu einem kulinarischen und internationalen Treffpunkt mutiert. Der direkte Seezugang tut sein Übriges um die High-Society anzulocken. Gourmettempel schiessen wie Schwammerl aus dem Boden und man frönt dem Dolce Vita mit Blick auf die glutrote Sonne. HInterm Horizont verschwindend lässt sie nur surrende Gelsen, Vogelgekreische und das Geplätscher des Wassers zurück, während edle Weine mit abenteuerlichsten kulinarischen Kreationen kredenzt werden.


Der angrenzende Seeort Podersdorf braucht sich keineswegs im Schatten seines Nachbarn zu verstecken. Er lockt als Surfhotspot bei einer heissen Brise nicht nur die coolen Aussteiger mit Surfboard im Kombi, sondern steht mit seiner Mole West bei Who-is-Who am See auch hoch im Kurs. Während Surfer und Kiter auf „Hang Loose" ihre Segel durch den Wind blähen und über die Wogen zu zischen, schlürft man nebenan deliziöse Austern und Schampus vom Feinsten.
Mit Gols und Frauenkirchen sind wir bei den beiden unkapriziöseren Ortschaften angelangt, unfern der ungarischen Grenze und nahe dem Naturschutzgebiet Lange Lacke und Zicksee. Hier ist es nicht nur flach sondern „brettleben" wie der Österreicher zu sagen pflegt. Die Landschaft rund um Frauenkirchen ist stark von der ungarischen Pußta beeinflusst. Auch die Küche rund um diese beiden Ortschaften hat ihre ursprünglichen Charakter bewahrt und ist weniger aus dem Rahmen fallend und aufgrund der hier vorherrschenden Landwirtschaft sehr auf regionale Produkte bezogen.
Einen Besuch lohnen die Basilika von Frauenkirchen und das Dorfmuseum von Mönchhof. Originell ist die Tatsache dass der Kalvarienberg neben der Basilika die höchste Erhebung der Gegend ist (die Kirchturmspitze ausgenommen).
Da der Seewinkel, so wird das Gebiet zwischen Ostufer und ungarischer Grenze genannt, hauptsächlich von Landwirtschaft, seinen Produkten und seiner Naturschönheit lebt, haben die Landesväter beschlossen auch in der toten Saison Besucher anzulocken, und zwar durch die Erschaffung einer Therme nahe Frauenkirchen. Ende 2009 soll es so weit sein um die ersten Wellnessurlauber zu empfangen, um das nicht zu verachtende „Seehinterland" auch ausserhalb der Saison zu beleben. 


Cocos Tipp:
Das Burgenland ist eine herrliche Gegend um stundenlange Spaziergänge zu unternehmen. Entlang des Seeufers kann man in wunderbar in Rust und Jois spazieren.
Wunderschönen Ausblick gibt es von Spazierwegen in den Weinbergen von Donnerskirchen aus und schönes Ambiente in Purbach („Purchbacher Türke"). Auslauf pur gibt's dafür im Seewinkel. Kilometerlange Radwege und Güterwege sind vom Autoverkehr ausgenommen.
Einen Wermutstropfen gibt es, denn leider haben wir am ganzen langen Ufer des Neusiedlersees keinen einzigen offiziellen Hundestrand entdeckt. Aber dafür gibt es rund herum unzählige Möglichkeiten für ausgedehnte Wanderungen. Aber bitte Vorsicht im Naturschutzgebiet der Langen Lacke - hier nisten viele seltene Tierarten. Der angeborene Jagdtrieb von Hunden stört dieses sensible Gleichgewicht. Also bitte an die Leine! 

 

 

Die schöne Burgenländerin und das alte Brauhaus

 

Im ehemaligen „Virths-& Brayhaus" (Wirts-und Bräuhaus) der denkmalgeschützten Mauern der Fürsten Esterhazy, hat sich seit einigen Jahren die „Paprikawirtin" mit gehobener Küche basierend auf Produkten aus regionalem Anbau, etabliert.
In den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts kaufte der Grossvater der jetzigen Besitzerin den Esterhazys das Brauhaus ab. Ursprünglich als Einkehrgasthaus für Besucher der Basilika angedacht, waren es unter anderem auch Fürsten, die auf ihren Reisen nach Ungarn Rast zu machen pflegten, und sich mit heimischen Paprikagerichten verwöhnen liessen.


Dazu gehören regionale Schmankerl wie Gulyas, Szegediner Gulyas und Hortobagyer Palatschinken, jene Spezialitäten für die das Brauhaus auch heute noch bekannt ist. Auch bei Hochzeitsgesellschaften sei das „Alte Brauhaus" sehr geschätzt erzählt uns die hübsche Wirtin. Kein Wunder wenn man das romantische Ambiente betrachtet, der Innenhof mit Arkadengewölbe, wo blühender Oleander sich in Holzkübeln zwischen Geranien und Rosen behauptet, und der Storch ein wachsames Auge aufs Geschehen hat. Einzig das Bier konnte sich im „Weingeist" der Region nicht durchsetzen, dafür kredenzt man hier unzählige Spitzenweine.


Als Besonderheit hat das Alte Brauhaus als einziges Haus des Dorfes die Ehre einen Storchenwohnsitz am Kamin zu beherbergen (das Nest wiegt immerhin 150 kg), und dessen Bewohner stellten die Besitzer schon vor so manche amüsante Herausforderung, wie die anschliessende Anekdote erzählt.....


 


Des Storches Flugschule ...

 
Waren doch die ersten Flügelschläge eines Storchenjungen nicht kräftig genug um sich in die Lüfte zu erheben, sondern reichten gerade aus um einen spektakulären Sturzflug vor den Gästen hinzulegen, der im Innenhof des Alten Brauhauses kinoreif endete. Nun ja, da kauerte jetzt der kleine Rotschnabel auf der Kellerstiege, zwar unverletzt, aber irgendwie musste er zurück in das heimatliche Nest.
Die Besitzer beschlossen dem kleinen Klappermaul Starthilfe zu geben und man brachte ihn zum angrenzenden Spielplatz. Na ja, merde und crash würde der Franzose sagen indem er sich beide Augen zuhielte, als ob man Fallschirmspringen vom ersten Stock aus übe, denn das Manöver endete jäh an der nächsten Hausmauer.
Eine Erhöhung die den kleinen Bruchpiloten einigermassen sicher starten liesse ist ja bekanntlich in Frauenkirchen nicht so leicht zu finden. So kletterte der bemühte Fluglehrer mit seinem Schützling auf den Kalvarienberg, den man sich keinesfalls als herkömmlichen Berg vorstellen darf, sondern eben ein „Hügerl" im Sinne des Seewinkels. Es funktionierte, und der Adept erhob sich nach seinen zwei gescheiterten Versuchen mit einigen Flügelschlägen gen Himmel .... Dank seinem Fluglehrer!

 

Öffnungszeiten:
Mittwoch-Sonntag 9-24 Uhr (11-22 Uhr Küche)